darf ich sie nun lieben?

In diversen Ratgebern und Seminaren übers Schreiben von Belletristik habe ich gelernt, dass es fürs Gelingen des Werks unabdingbar ist, dass der Autor seine Hauptpersonen nicht liebt; mehr noch, er muss ihnen alles Schlechte der Welt zufügen. Die Krönung der Geschichte ist, wenn der tragische Held am Schluss erschossen wird (o.ä.).
Ich fand diese „Schreib-Weise“ immer schlimm, aber wenn das Gelingen davon abhängt?
Also habe ich mir beim nächsten Start eines neuen Projekts mehr Mühe gegeben oder im bereits begonnenen Werk Szenen geändert und so weiter. Aber Spaß hat es nicht gemacht.
Das Leben meiner Hauptpersonen besteht längst nicht bloß aus Sonnentagen; sie haben ja ein ziemlich normales Leben, aber es muss doch immerhin ein Leben bleiben. Außerdem hatte ich sie erfunden – wie kann ich einer meiner Erfindungen Pest, Cholera und Haarausfall auf den Hals wünschen?

Jetzt habe ich ein Interview mit Jan Seghers gelesen zu seinem nicht mehr so neuen Roman „Menschenfischer“, dem 6. Fall von Kommissar Marthaler und bin sehr erleichtert. Er mag seinen Marthaler (ich übrigens auch, zumindest den aus den Verfilmungen – Matthias Koeberlin ist einfach toll). Herr Seghers ist ein ziemlich erfolgreicher Schreiberling. Das heißt, es geht. Man darf seine Hauptpersonen lieb haben.
Puh.
Hier geht es zum Interview beim Rowohlt Verlag.

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