Eisbärkinder in den Wald!

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Sehr geehrte Damen und Herren,
in letzter Zeit schaue ich zunehmend Dokus über Eisbären und die braunen und schwarzen Bären Nordamerikas — Bären sind gerade „in“ und der Eisbär wegen des Klimawandels ohnehin.
Heute Morgen beim Aufwachen stellte sich mir die Frage, ob man nicht junge verwaiste Eisbärenkinder einer Grizzlymutter oder einer hellen Schwarzbärenmutter geben könnte (der einen wegen der Größe, der anderen wegen der Fellfarbe), damit diese sie im Leben in den kanadischen Wäldern unterweisen könnten?
Der Klimawandel bringt es ja über kurz oder lang mit sich, dass die Eisbären umlernen müssen. (Natürlich kann es sein, dass wir Menschen es schaffen den Klimawandel stoppen oder reduzieren, aber womöglich reicht das schon nicht mehr?) Wahrscheinlich ist es nicht so einfach, verwaiste Bärenkinder über tausende Kilometer entfernten Müttern „unterzuschieben“, aber würde das zumindest theoretisch gehen?
An wen könnte ich mich mit diesen Ideen sonst wenden, wenn ich Sie auf dem „falschen Bärenfuß“ erwischt habe?
Mit freundlichem Gruß,
Frau Vorgarten.

Das war die Frage. Auf Antworten hatte ich nicht lange zu warten.

Sehr geehrte Frau Vorgarten!
Vielen Dank für Ihr Interesse an Bären und Ihre nicht alltägliche Anfrage. Gerne geben wir Ihnen Auskunft.
Der Transfer eines verwaisten Eisbären zu einer Grizzlymutter wäre ein menschengemachter Eingriff und in der Natur nicht vorgesehen. Zudem nimmt eine wildlebende Bärenmutter, welche gerade die eigenen Jungtiere säugt, keine fremden Jungtiere an. Ihre Idee ist aus menschlicher Sicht zwar herzlich, in der Wildnis jedoch nicht umsetzbar.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen biologischen Überlegungen gedient zu haben.
Bärenstarke Grüsse,
Hans Schmid
Arosa Bärenland

Guten Tag Frau Vorgarten,
meinen Respekt für Ihre Bedenken um unseren Planeten und konkret Ihre Sorge um die Eisbären, die durchaus berechtigt ist.
Um es kurz zu machen: Die einzige Rettung der Eisbären ist eine Änderung der Klimaerwärmung. Wenn es uns nicht gelingt, diese zu stoppen, sind die Eisbären verloren.
Die Idee verwaiste Eisbären durch Braun- oder Schwarzbären aufzuziehen ist meines Erachtens nicht möglich. Diese werden fremde Kinder (auch von der eigenen Art) nicht einfach so adoptieren. Es wird nicht möglich sein, einem wilden Bären ein fremdes Junges irgendwie näher zu bringen. Dazu kommt, dass ein Eisbär etwas anderes lernen muss als ein Braunbär. Schon die ganze Ernährung ist anders: Braunbären ernähren sich zu 75% vegetarisch, Eisbären zu 100% tierisch. Eisbären können tauchen, Braunbären nicht. Da wäre z.B. eine Braunbärenmutter heillos überfordert, wenn ihr Adoptivkind auf Tauchgang gehen würde…
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Zeilen zu dienen und grüsse freundlich aus dem Tierpark Bern.
Peter Schlup
Zoopädagogik
Leiter BärenPark

Liebe Frau Vorgarten,
vielen Dank, dass Sie uns zu dem Thema kontaktiert haben.
Es bleibt und bitte nehmen Sie es uns nicht übel, eine Frage die wir sicherlich mit Spezialisten aus den Lebensräumen der Eisbären erörtern müssen.
Verwaiste Bärenkinder sind nicht einfach als Adoptivkinder einer Bärin „unterzujubeln“, schon in der Gefangenschaft ist kein Fall bekannt wo das gelungen ist. Die Natur ist rau aber gerecht und liquidiert auch gesundes Erbgut, wenn es die Umwelt nicht meistern kann, geschwächte Tiere sterben und werden daher auch kein Potenzial für eine gute Genreserve sein. Es ist also eher ein absurde Idee Bärenwaisen einer anderen Art zuzuordnen.
Es gibt bereits wenige Fälle, wo sich Eisbären und Braunbären verpaart haben, sogenannte Cappucinobären; diese neue Hybridisierung ist aber noch in keiner weiteren Generation fortgepflanzt worden. Die Entwicklung solcher Bären als neue Art wird Jahrtausende benötigen.
Wir werden aber gern im September auf der Internationalen Bärenkonferenz in Montana dieses Thema ansprechen. Der Klimawandel beeinflusst sehr viele Lebewesen, die wir gar nicht so wahrnehmen und die daher in der Gesamtheit betrachtet werden müssen. Für diese Fragen ist es, wie Sie selbst festgestellt haben, schon fast zu spät. Deshalb plädieren wir dafür, alles zu tun um Belastungen der Umwelt zur Arterhaltung so gering wie nur möglich zu halten.
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage
Mit freundlichen Grüßen
Rüdiger Schmiedel
Geschäftsführer STIFTUNG für BÄREN

„Um es kurz zu machen: Die einzige Rettung der Eisbären ist eine Änderung der Klimaerwärmung. Wenn es uns nicht gelingt, diese zu stoppen, sind die Eisbären verloren.“

Weißte Bescheid.

Ein Gedanke zu „Eisbärkinder in den Wald!

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