Ich war ja immer schon in Joceline verknallt. Sie hat ja auch keinerlei Einheitsgesicht und so schöne Mandelaugen. Elisabeth mag sie auch, aber mehr wegen ihrer Beine.

Jetzt schrieb sie uns wieder mal. Sie hat keine Arbeitsstelle und auch noch keine Kinder, aber es geht ihr gut und Mado, ihrer Mama, auch.
1990 haben wir bei Mado gesehen, wie die Kleine trotz ihrer verbogenen Füßchen herumflitzte.

Wir waren entsetzt und haben alles in Bewegung gesetzt.
Die Mission wollte die OP bezahlen, die Nachbarn fanden (damals ohne Handy) eine Klinik und ein Flugzeug, das dahin flog. Und voll Angst sind sie auch eingestiegen.

Nach einigen Wochen waren sie wieder da, und als wir abends dahin kamen, war das ganze Dorf versammelt. Alle knutschten an Jocelinchen rum und lobten Gott, der Jocelines Beine gerade gemacht hatte. Er hatte Verstand gegeben, ein Flugzeug zu bauen und es zu fliegen. Ärzte hatte er aus Amerika geschickt und ihnen Grips und Mittel gegeben, solch eine OP zu machen. Europäer hatte Gott angetickt, all das zu bezahlen, und hatte beide heil zurück gebracht. »Gelobt sei der Herr täglich!« Wir freuten uns, lobpriesen mit und knuddelten auch das Wunderkind. Erst zu Hause merkten wir, dass nicht einer uns mal Danke gesagt hatte, wo wir doch so viel Einsatz gebracht und doch alles überhaupt erst ermöglicht hatten. Aber noch eben früh genug fiel uns auch ein, ohne Gott wären wir ja überhaupt nicht da.
Doch zwei Wochen später stieß jemand meine Bürotüre auf, und Joceline kam mit dem Danke-Geschenk-Huhn rein und flüsterte: „Merci Tata Ezali Mokili!“
Dieses Foto habe ich bei meinem Besuch 2015 gemacht, als sie mir wieder die dickste Ananas aus ihrem Garten brachte. Schade, dass man da nicht sehen kann, welch gerade Beine sie hat und wie elegant sie gehen kann.
»Gelobt sei der Herr täglich!«
Freundinnen kannste ja auch nie genug haben.
Gruß, Peter.