Waas?! [kreisch] Liev Schreiber hat im Tatort mitgespielt?!
Hat er nicht, beruhige dich. Es geht um den
Tatort „Du bleibst hier“
Aaalso. Das war ja mal ein sehr, seeehr ungewöhnlicher Tatort, obwohl man „Tatort“ schon lange nicht mehr nur in eine Schublade packen kann.
Als erstes war es ungewöhnlich leichenarm, es gab nur die Blutpfütze, den Ruckedigu-Schuh und Vermutungen.
Wie Pawlak und Herzog dann Vatter Faber aufgestöbert haben, war sehr konstruiert, und ich glaube auch nicht, dass es in ganz Dortmund ausgerechnet nur einen Herrn Faber gibt, bzw halt die zwei – da hat man schon gemerkt, dass die Drehbuchautoren ne Menge Fantasie investiert haben, um die Faber-Geschichte in den Tatort einzubauen.
Aber na ja, wir reden ja vom Tatort und nicht von einer realistischen Doku.
Dennoch:
In einem Manta kann man nicht wohnen. Jede Wette. Erst recht nicht im fortgeschrittenen Alter. Dafür ist darin einfach kein Platz. Ich sach nur Rücken und Knie. Und warum steht das Ding im Wald? Hatte Dortmund keine verlassene Stätte mehr im urbanen Raum, es soll doch da ein paar Industriebrachen geben? Egal.
Ich hoffe, dass die RAF-Geschichte um Rosa Herzog und ihre Mutter damit vom Tisch ist, auch wenn die Vorlage geradezu nach weiteren Konsequenzen schreit. Alleine der Umweltschutz! Kann man ein Handy nicht mehr auf normale Weise zerstören, zb mit Hammer, Säge, Feuersbrunst? Egal.
Dass Ella Pawlak nicht von der trauten Restfamilie am Knast abgeholt werden wollte, war sowas von klar … aber gemein. Hartmann/Werner mögen ihre Protagonisten irgendwie nicht so richtig. Hat mich übrigens erstaunt, dass Klein-Mia schon so groß geworden ist. An den Kinderdarstellern sieht man, wie viel Zeit wirklich zwischen den einzelnen Filmen passiert. (besonders krasses Beispiel: Babylon Berlin und Toni Ritter bzw. Moritz Rath!)
Ich fand lustig, dass Pawlak und Herzog das Rollenspiel von Faber und Bönisch aufgenommen haben, und na-tür-lich musste der Spruch mit dem Parka sein! Auch die weitere Szene, sie Lachflash, er genervt, sie Panikattacke, er hilft ihr aus der Plane und nimmt sie in den Arm, das war gut. Hat mir sehr gefallen. Wenigstens zwei, die ein Team werden wollen. Jetzt aber bitte nicht ins andere Extrem verfallen und ne Liebesgeschichte anfangen.
Pawlak:
Warum parke ich denn überhaupt hier? Hatte ich von Anfang an vor, dich zu entsorgen? … So’n Scheiß, echt.
Herzog:
Zieh dir’n Parka an, Jan, dann weißt du’s.
Dass der Mörder diesmal der Frisör und nicht der Gärtner war, hat mir nicht gefallen. Also nix gegen mordende Gärtner (und :innen!) oder gärtnernde Mörder(:innen🙃), aber „Mattin“ (Maatin? Machtin? Ich habs glatt vergessen) taugte m.E. nicht dazu, zweimal so kaltblütig zu morden, Kampf gegen Gentrifizierung und Rache für den alten Faber hin oder her. Ich mag Andreas Schröders gerne, und bin auch dafür, dass jeder Schauspieler für fast alles gecastet werden sollte (Henning Baum vielleicht nicht gerade als Transfrau, das wär dann doch etwas „drüber“) (Wobei Liev Schreiber ja auch in „Taking Woodstock“ die bezaubernde Vilma 😍 spielt, und das, wo er gerade sehr muskelbepackt aus „X-Men Wolverine“ raus kam) … (Klammer auf, Klammer zu) … … äh …
Also das hat mir nicht so gefallen. Und auch dass die Suche nach der Leiche bzw. den Leichen so in den Hintergrund gerückt ist.
Nein, anders. Es war okay, mal einen Tatort zu sehen, in dem das fröhliche Mörderraten nicht im Mittelpunkt steht. Guck dir einen alten Tatort an, wo erst 30 Minuten oder länger die Geschichte erzählt wird und dann was passiert. Oder der erste PR110 von Henry Hübchen und Uwe Steimle. Da gibts zwar ne Leiche, aber keinen Mord: stört gar nicht. Ist ein super Film, zu keiner Minute langweilig.
Aber am Ende ergab sich wahrscheinlich das selbe Problem wie am Anfang: „Wie bringen wir die Faber-Vatter-Sohn-Geschichte mit dem Fall zusammen?“ Und dann „Wie trennen wir den Fall von der Faber-Geschichte?“ Irgendwie waren es zwei Filme, zwei Geschichten, von der die eine kein Krimi, sondern ein Drama war, und der andere … hm, der hatte nicht genug Raum um was zu sein.
Sie hätten nicht alle drei persönlichen Dramen der Kommissare abhandeln sollen. Die RAF-Sache raus. Oder Ellas Abgang in der nächsten Folge. Das hätte die Sache entspannt. Mehr Luft gelassen für den Rest vom Film.
Sie hätten mutiger sein und einen Tatort ohne Mord erzählen sollen (denn irgendwie mussten sie Faber ja wieder ans Ermitteln kriegen). Oder das 88-Minuten-Format sprengen und das ARD-Programm auf den Kopf stellen. Ein Dortmunder Tatort darf inzwischen fast alles, glaub ich.
Ah, eins noch: in der Rückblende mit Klein-Faber hätten sie ein lockiges Kind nehmen sollen.
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Und noch eins:
die Tatortkritik wird nicht regelmäßiger Bestandteil des Vorgartenprogramms. Andernorts wird genug darüber geschrieben. Diese hast du nur zu lesen bekommen, weil ich schon meine Gedanken zur vorigen Folge veröffentlicht hatte und beide zusammengehören.
dabei fällt mir ein, dass ich endlich noch mal „Defiance“ gucken muss. Am liebsten in Originalton. Der Film ist großartig.
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