Sie dachte an ihre erste gemeinsame Nacht zurück. Er war bei Freunden gewesen und war verärgert, frustriert und nicht sehr, aber fürs Autofahren definitiv zu betrunken bei ihr angekommen. Sie hatte ihn zum Bleiben verdonnert und versucht, ihn zu trösten, sie war ja seine beste Freundin. Am späteren Abend, sie hatten ebenfalls getrunken, waren sie miteinander ins Bett gegangen. Und als sie nackt neben ihm aufgewacht war, hatte sie gefragt, ob sie nun heiraten müssten.
„Wie kommst du denn darauf?“, hatte er belustigt gefragt.
„Na ja, wegen deinen Leuten. Wir sind doch jetzt ein Paar und es gehört sich bei euch nicht, unverheiratet Sex zu haben.“
„Solang du nicht bei uns einziehen willst, wirds auch ohne Trauschein gehen.“
„So locker siehst du das? Was sagen denn die anderen dazu?“
„Ich frag die anderen nicht.“
Weil er nichts mehr dazu gesagt hatte, war sie aufgestanden. Später beim Frühstück war er ihr ungewöhnlich still vorgekommen. Ob er noch über seine Leute nachdachte? „Nee, aber … sei bitte ehrlich … liebst du mich?“, hatte er gefragt.
Sie wusste, wie er „tickte“, sie wusste es bei ihm wie bei niemandem sonst, und sie hatte nie Angst vor ihm gehabt, nicht mal zu seinen Jugendzeiten, da er in der Stadt als Schläger gefürchtet gewesen war – bei ihr war er immer nur Gleichgesinnter, solange sie sich kannten. Aber da hatte sie auf einmal Angst um ihre Freundschaft gehabt. „Oh verdammt! Sag jetzt bitte nichts von der großen Liebe, ja? Das letzte Nacht war ein Riesenfehler! Ich brauch dich als meinen besten Freund, nicht als Lover. Können wir bitte dahin zurückkehren?“
Und dahin waren sie zurückgekehrt, auch wenn es zu Anfang ein bisschen Mut und Überwindung gekostet hatte, weil sie nicht wussten, ob das Begehren wiederkommen würde, wenn sie einander nah waren.
Es kam nicht mehr und sie fassten Zutrauen zu der Grenze und wurden wieder unbefangen miteinander. Allerdings hatte er die Grenze durchbrochen, als sie nach dem Tod ihrer Mutter aus dem Krankenhaus gekommen war, und sie auf diese Weise getröstet. Und da hatten sie das angefangen, was sie schließlich ihre „Flickenteppichaffäre“ nannten, und es war ihr Geheimnis geblieben bis zum heutigen Tag, allen neugierigen Freundinnen und allen Gesetzen seiner Leute zum Trotz.
So eine Freundschaft konnte sie sich mit niemandem sonst vorstellen.
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… gerade als ich dem namenlosen Text (keine Namen von Personen, Gruppen oder Städten!) seinen Titel gebe, fällt mir die Frittenbude ein, die ich mal im alten Vorgarten aufgebaut hab.
Eine Idee, die sich langsam in Varianten gesteigert hat, inklusive kritischen Leserkommentaren und einer fast philosophischen Essenz.
Weißte noch, Mathilda? Komm, lies es noch einmal … bis zum Schluss.