„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie ist zu achten und zu schützen.“
So steht es im Artikel 1 der EU-Charta der Menschenrechte.
Hier ist alles klar gesagt: Würde des Menschen – auch der weiblichen Hälfte der Gesellschaft! Es ist der 8. Juni und da kommt wie am 8. Mai, am 8. April und am 8. März ein so genanntes „Frauenthema“ dran.*° Wenn du da jetzt ein System siehst, gratuliere ich zu deinem Scharfsinn. Es wird wohl am 8. Juli so weitergehen, wenn mir was einfällt und ich dran denke.
Aber eigentlich ist es kein Frauenthema, schließlich geht es ja um Menschenrechte! Die gelten auch den Männern.
Beim heutigen Menschenrechtsthema geht’s um Abtreibung.
Wenn eine Frau die Wahl hat zwischen einer unerwünschten Schwangerschaft zum Schaden ihrer geistigen Gesundheit und einem unsicheren Schwangerschaftsabbruch zum Schaden ihrer körperlichen Gesundheit, kann das nur als Verletzung ihrer Menschenwürde angesehen werden.
In der Wissenschaft und in internationalen Organisationen besteht der Konsens, dass Abtreibungen nicht abnehmen, wenn reproduktive Gesundheit als Luxusgut gehandelt wird, sondern dass dies nur dazu führt, dass sich Frauen unsicheren Abtreibungen unterziehen. Aufgrund dieser gefährlichen Praktiken haben zahllose Frauen ihr Leben, ihre Lebensgrundlage oder ihre Familie verloren.
Mit der folgenden 🇪🇺 Europäischen Bürgerinitiative✨ streben wir eine gerechtere Politik an, die unsere europäischen Werte konkreter und mit mehr Mitgefühl zum Ausdruck bringt:

Für einen Zugang zu sicheren Abtreibungen
Zum Unterschreiben bitte hier entlang
Sei gerne ein bisschen reflektiert: wie würdest du es finden, wenn dir fremde Leute vorschreiben, welche Sachen du anzuziehen hast, wie du die Haare haben sollst und wie du mit dem neuen Leben in deinem Bauch umzugehen hast? All das steht uns ins Haus, wenn die Parteien rechts der Mitte*¹ das EU-Parlament übernehmen.
Würden Männer die Kinder zur Welt bringen und nicht Frauen, bin ich sicher, dass das Recht auf Abtreibung nie zur Diskussion gestanden hätte. Aber so ist es nun mal, die Welt ist eine von Männern gemachte und das Jammern darüber bringt nix, also habe ich mich entschlossen, gegen die Missstände aufzustehen – im Sinne meiner Rechte auf Meinungsfreiheit und politischer Teilhabe. Rechte, die selbstverständlich auch der anderen Hälfte der Gesellschaft zustehen.

… Woran liegt es eigentlich, dass in unserem Wohlstands-Deutschländchen alleinerziehende Frauen akut von Armut bedroht bzw. betroffen sind? Die rechten Parteien wollen übrigens die Sozialleistungen drastisch kürzen. Aber das nur am Rande.
Aber da ist ja noch der christliche Aspekt.
Da ich bekennende Christin bin, muss das in diesem Artikel zur Sprache kommen!
Der Herr, mein Gott, sagt mir in seinen zehn Geboten: „du sollst nicht töten“, was (neben anderen Tötungsdelikten) genau den Tatbestand der Abtreibung trifft. Du sollst keinem anderen Menschen das Leben nehmen – dich nicht zum Herr über Leben und Tod machen.
Sollte ich da lieber gegen Abtreibung sein – vorsichtshalber, um nicht am Ende aller Tage auf der falschen Seite zu stehen?*²
Gott. sei. Dank. bin ich nie in der Situation gewesen, über Leben und Tod entscheiden zu müssen! Aber ich kenne Frauen, die dort standen.*³ Und sie standen mächtig unter Druck. Frau darf in Deutschland nur bis zur 12. Woche abtreiben, und je nach dem, wann Pipi auf den Test kam, bleibt da nicht viel Zeit – auch weil schrecklich viel auf einmal zu bedenken ist, das u.U. einen ziemlich langen Zeitraum betrifft. Was werden die Eltern sagen? Wie geht es wirtschaftlich weiter? Der Job, die Wohnung? Und meine Hobbys, die Freunde? Die Haustiere?
Und dann noch die lieben Mitchristen! Plötzlich ist jeder ein Superprophet.
„Gott weiß schon, was er da tut!“
„Er hat einen Plan für dich!“
„Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand.“
Und natürlich Bibelstellen wie Jeremia 1,5: »Ich kannte dich schon, bevor ich dich im Leib deiner Mutter geformt habe. Schon vor deiner Geburt habe ich dich dazu bestimmt, dass du den Völkern meine Botschaften überbringst.«
Ja. Das ist alles total gut und wahr, aber wer ist in Not, wer bedarf des Schutzes, der Unterstützung, des Beistands? Der Herr mein Gott? – kann sich selbst schützen, braucht keinen Verteidiger. Wohl eher die Frau, die ungewollt schwanger ist und womöglich ohne Partner dasteht.
Muss sie echt nur wegen der Jeremia-Zusage das Baby austragen? Auch wenn es gerade überhaupt nicht in ihren Lebensplan passt? Oder sie sich schon mit ihrem eigenen Leben völlig überfordert fühlt? Und es soll Frauen geben, deren zuvörderste Gabe nicht Mutterschaft ist.
Tatsächlich ist es so, dass trotz aller wohlmeinenden Ratschläge, Christenfloskeln und vermeintlicher Prophetien niemand das Recht hat, ihr dabei reinzureden, denn die Verantwortung trägt am Ende sie selbst. Neun Monate wortwörtlich und danach noch mindestens 18 Jahre mit Unterstützung, Erziehung, dem ganzen Stress und Gedöns und so.
Aber es ist auch so, dass unser Gott ein gütiger Gott ist, der die Entscheidung – welche auch immer – mit ihr tragen wird.
➡️➡️ Und was ist mit dem von Gott geliebten ungeborenen Kind?, fragst du.
Aber ich finde, darum kann er sich auch mal selber kümmern. Er ist schließlich der Versorger-Gott, der Mir-ist-nix-unmöglich.
Es heißt ja, „Man braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen“, und wenn ein stabiles soziales Netz um die Mutter gewebt ist, sodass nicht alles an ihr hängen bleibt, ist es kein Problem, ein Kind ohne Papa aufzuziehen. Aber in den meisten Fällen ist es eben doch so. Dazu hat das Kind alle zwei Wochen Papa-Wochenende und Sonntagabend kann die Mutter sich dann drum kümmern, dass das Kind wieder auf Normalnull kommt, damit es den Start in die neue Woche verkraftet, weil es bei Papa allen möglichen Kram gehört hat, der bei Mama immer ganz anders klingt. Das hängt ja auch noch alles mit dran. Ich bin beileibe nicht für Abtreibung, aber wir können nicht bloß für das ungeborene Leben plädieren und den Müttern dann sagen, „nu mach mal!“
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*° Mai, April, März
*¹ ich weiß bald gar nicht mehr, wo diese politische Mitte eigentlich ist! Müssen wir demnächst alles rechts der Grünen als konservativ betrachten? Das kann ja heiter werden. Lustig, lustig! 🤬
*² Für die meisten Christen stellt sich die Frage nicht, sie sind gegen Abtreibung, als wäre das Teil des Glaubensbekenntnisses. Ich jedoch bin zum Selbst-denken erzogen worden und erlaube mir meine eigene Meinung. Auch wenn ich damit anecke oder mich fühle, als wäre schon der letzte Tag und ich auf der falschen Seite.
*³ Wahrscheinlich kennt jeder Frauen vor dieser Entscheidung, aber die wenigsten wissen davon, da es ein Tabuthema ist (selbst wenn du dich nicht im christlichen Sektor rumtreibst, wo man schon erst recht nicht darüber spricht). Mutterglück ist schließlich das beste Gefühl vonne janze Welt, und keine Frau kann es sich im Diktat der Mutti-Erwartungen leisten, aus der Reihe zu tanzen.
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Quellen: im oberen Teil viel aus dem Text zur Petition, oberer Screenshot auch von dort, unterer ein Netzfund ohne Quellenangabe, ts, ts!, außerdem Bibleserver (bereits verknüpft) und der Rest von mir.
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