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der Prozess des Aufgehens der Kaschuben

Jüngst klassifizierte ich eine meiner Fast-Endlosformulierungen als Hängebrückensatz und versprach mich

nicht

zu bessern, weil hier nicht Wikipedia ist, sondern der sichtbare Teil des Vorgartens meines Gehirns. Und da gehts schon mal drunter und drüber. Ja, ich bremse mich gelegentlich, kürze Sätze, erspare dir das eine oder andere Qualitätserzeugnis meiner Wortschmiede und manch ein fertig geschriebener Artikel wird dann doch im Papierkorb veröffentlicht.
Aber man weiß ja: Was raus muss, muss raus. Bitte ohne Druck.

bearbeiteter Screenshot. Rechte des Originals unbekannt

Hölzken und Stöcksken offenbaren meinen ADS-Anteil, und wer das nicht kennt, kommt nicht mit. Deswegen unterlasse ich das im weniger privaten Raum. Es könnte meine Mitmenschen verstören oder Missverständnisse entstehen lassen … oder mindestens die Kommunikation behindern.

Wenn ich in der Wikipedia beim Stöbern oder gezielten Lesen arg verschachtelte oder fehlerhafte/unlogische Sätze finde, Wortwiederholungen usw, mache ich einen Screenshot davon, um die Stelle später in Ruhe zu verbessern.

„Im Artikel übers Regenmoor fehlt ein s.“

Heute war wieder mal Korrekturzeit. Ein Satz und sein Nachfolger (farblich getrennt) lauteten:

Mit der deutschen Ostsiedlung, die in Pommern zu Ende des 12. Jahrhunderts einsetzte, als das Kloster Kolbatz gegründet wurde, begann, langsam von West nach Ost verlaufend, ein Prozess des Aufgehens der Kaschuben, die zur Minderheit wurden, in der zugewanderten niederdeutschen Bevölkerung, die ihrerseits Orts- und Flurnamen und auch Bräuche und andere Überlieferungen der Kaschuben übernahm. In den pommerschen Herzogtümern, die seit dem 13. Jahrhundert zum Heiligen Römischen Reich gehörten, war diese Entwicklung, in der der neudeutsche Stamm der Pommern entstand, etwa im 16. Jahrhundert abgeschlossen.
aus dem Wikipedia-Artikel über die Kaschuben

ein Prozess des Aufgehens der Kaschuben!! Mannmannmann. Darauf muss man erst mal kommen.
Ich möchte betonen: der Satzbau ist völlig korrekt, er hat ausreichend Verben und alle Kommas stehen an der richtigen Stelle. Und trotzdem ist der blaue Satz durch seine schiere Länge unleserlich. Im Dienste der allgemein verständlichen Wissensvermittlung machte ich aus der verschachtelten Faktensammlung mehrere (ebenfalls farblich getrennte) Sätze:

Die deutsche Ostsiedlung setzte in Pommern zu Ende des 12. Jahrhunderts ein, als auch das das Kloster Kolbatz gegründet wurde. Langsam von West nach Ost verlaufend vergrößerte sich der Anteil der zugewanderten niederdeutschen Bevölkerung, die Kaschuben wurden zur Minderheit, doch ihre Orts- und Flurnamen sowie auch Bräuche und andere Überlieferungen wurden übernommen – ein Zeichen dafür, dass die Zuwanderer keine homogene Gruppe waren. Diese Entwicklung war in den pommerschen Herzogtümern (die seit dem 13. Jahrhundert zum Heiligen Römischen Reich gehörten) etwa im 16. Jahrhundert abgeschlossen: Der neudeutsche Stamm der Pommern war entstanden.
geänderte Textpassage aus dem Wikipedia-Artikel über die Kaschuben.

Ich habe den Ausschnitt gewählt, weil ich das Aufgehen der Kaschuben so beeindruckend fand, aber meist habe ich mit weniger prächtigen Schachtelsätzen zu tun, denen tatsächlich ein Verb fehlt (etc.), weil dem Autor beim Schreiben der Überblick abhanden gekommen ist oder er nach etlichen Eingriffen das fertige Konstrukt nicht mehr durchgelesen hat.
Na-tür-lich! passiert mir das auch hin und wieder, aber ich schaue mir die Korrekturen später noch mal an und überarbeite sie bei Bedarf.
Man weiß ja: wer nicht 🧹→ 🔥 …

Und du kennst jetzt den Unterschied zwischen Wiki- und Juppipedia. Beide haben so ihre Vor- und Nachteile.