Im November
Holde Hoffnung, neu entzündet,
schwingt sich über Berg und Tal
wann der wärm’re Sonnenstrahl
Frühlings Nahen uns verkündet.
Doch ein wenig Blühn und Lenzen,
einen ew’gen Feiertag,
Leben unter Freudetänzen,
sagt, wer das ertragen mag?
Früchte hat das Herz verlanget,
und der Sommer reift sie bald:
Beeren stehn jetzt dicht im Wald,
weil das Feld mit Ähren pranget
Müde wird die Sonn‘ alsdann,
Herbstwind führt das große Wort:
was sich irgend schämen kann,
flieht vor seinem Schelten fort.
Aber wenn auch Blumen, Blätter,
Vögel in dem Sturm verwehn
kann dein Freuen, Mensch, im Wetter
wohl erstehn, doch nicht vergehen.
Dir ist Winter noch beschieden,
wo am traulich stillen Herd
Liebe dir den tiefsten Frieden,
Ahnung ew’ger Lust beschert.
→Paul de Lagarde← ↑1827↓1891
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Lex mihi ars – die Kunst sei mir Gesetz:
so kommen die Verse eines Frauenhassers und Antisemiten in meinen Vorgarten. Aber das auch nur, weil er sich in seinem Jahrhundert damit nah am Zeitgeist bewegte. Zu sagen, es sei „in“ gewesen, kann jedoch keine Entschuldigung sein; er hätte sich ja auch anders entscheiden können, der Herr Pastor.
