Szygulla szygulla vs. Hölzken & Stöcksken

Ich mal wieder, auf der Suche nach einem Pflanzennamen in den endlosen Weiten meines Gehirnskastens¹. (Wobei ich noch froh sein kann, er ist wüst und voll, nicht wüst und leer. [Es gibt eigentlich immer nen Grund sich zu freuen.])

Ich suche den Namen für dieses apart gezeichnete, Aquarien-taugliche Moos mit Doppelnamen.
Anguilla anguilla? Eher nicht, Anguilla ist eine Insel in der Karibik.
Und Karibik ist da, wo auch Haiti ist, nicht Tahiti. Das hatte ich neulich verwechselt in dem Film, wo das Pärchen die Segeljacht von Tahiti nach Kalifornien überstellen soll und Schiffbruch erleidet und ich mich ne reichliche Weile lang gewundert habe, warum sie dafür gar nicht durch den Panamakanal müssen. Stattdessen lieber durch die Nordwestpassage oder um Kap Hoorn?
Neineinein, jetzt nicht über Seewege und Polareis-Schmelze und Meeresspiegelanstieg und all diese Dinge nachdenken, zurück zum Moos!
Sequoia sequoia? Nope, Sequoia glyptostroboides ist der Urweltmammutbaum. Wenn der Aquarien-tauglich ist, muss es ein sehr großes Aquarium sein. … Verrückt. Das Art-Epitheton „glyptostroboides“ fällt mir nach wenige-Sekunden-kurzem Nachdenken ein!

Bevor ich schließlich über ein Moos namens Szygulla szygulla nachdenke, bemühe ich lieber Ente🦆Geh. (Ja, streng genommen guggele ich nie, aber hierbei nehme ich es nicht streng.)
Suchwort: Moos Aquarien-tauglich
erste hilfreiche Seite ist Garnelen-Gümmer.
Herr Gümmer hat tolle Fotos und erklärt gut, dennoch wirft seine Seite mehr neue Fragen auf statt Antworten zu geben, denn wie ich so bin, muss ich fast jedes neue Fremdwort erst mal suchen, damit ich weiß, worum es geht.
🦆 Paludarium … hat das was mit Paludikultur zu tun? Bingo! Hat es. Der Wiki-Artikel ist interessant, ich gucke die Bilder an und lese hier und da und gleiche Fremdwörter mit den Übersetzungen und Bedeutungen in meinem Kopf ab.
🦆 Riccardia chamedryfolia und
🦆 Taxiphyllum sp. barbieri – oh, es gibt so tolle botanische Namen!

Das besonders Verrückte bei der Szygulla-szygulla-Moos-Angelegenheit ist ja, dass Firma K, wo ich dieser Pflanze das bisher einzige Mal begegnete, dieselbe nicht bei den Wasserpflanzen zum Kauf anbot, sondern mitten in der Zimmerpflanzenabteilung. Aha! Es muss ein Moos gewesen sein, das auch außerhalb des Wassers gedeiht. Das ist in der Moos-Aquaristik ein bedeutendes Merkmal. Andere Unterwassermoose können das nämlich nicht, wie ich jetzt weiß. emers nennt das der Fachmann. Bis dahin schon mal danke, Herr Gümmer!

🦆 Leptodictyum riparium – ein toller Name. Lepto- dürfte Leber sein, dicty könnte ein Finger sein (siehe Digitalis) und Riparium ist, wie ich dank der Recherchen schon weiß, das dargestellte Ufer. Demnach kann auch diese Pflanze außerhalb des Wassers wachsen. Wikipedia hat den zugehörigen Artikel leider nur auf englisch. I don’t understand anything: Leptodictyum riparium, commonly known as Kneiff’s feathermoss,[1] streamside leptodictyum moss,[2] or knapwort,[3] is a species of moss[4] of cosmopolitan distribution. Siehste, streamside ist auch das Ufer. Wüsste gerne, wie das gar nicht englisch aussehende Wort „Knapwort“ es auf die Insel geschafft hat. Die Angelsachsen bestehen bekanntermaßen aus Angeln und Sachsen, aber ihre Sprache besteht zudem aus keltischen, normannischen und französischen Einflüssen. Äh, zurück zum Thema. Ich folge [1] und erfahre, dass es ein Buch dazu gibt: Edwards, Sean R. (2012). English Names for British Bryophytes. Was zur 🦆 sind denn Bryophyten? Das weiß zum Glück auch die deutsche Wikipedia: Es sind Moose! Sach nich sowas!! Auch dieser Artikel ist interessant. Man kann sich gleich zu Beginn zum Torfmoos klicken, wo dann sicher auch bald die Paludikultur zur Sprache … äh … oh!
Oh nein! Herrn Gümmers Moosliste ist vorbei, ohne dass das gesuchte Moos erwähnt wurde!! Und dabei habe ich mir jedes botanische Wort laut vorgelesen, damit ich die Pflanze nicht übersehe!

Jetzt hab ich keine Lust mehr nach dem Moos zu suchen. Ich les lieber den Artikel über Torfmoose, löse ein paar Sudokus zum Kopf-auslüften und gehe vielleicht demnächst mal zu Firma K, um nach dem Moos zu fragen.
Aber vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig, schließlich ist die Pflanze, die unten im Hausflur steht und mich an dieses fabelhafte Moos erinnerte, kein Moos, sondern ein Bubikopf (Soleirolia soleirolii), der bald den Weg alles Irdischen gehen wird, da er dort unten viel zu dunkel steht.

„Sach ma, Vorgärtnerin, wieso weißt du so viel über alle möglichen Sachen?“
„Weil ich gerne Lexikon und Atlas lese.“
seufz.
Es waren Wissensfestspiele, als noch alles reibungslos funktionierte in meinem Oberstübchen!

🦆 🦆 🦆

¹= stell dir meinen Gehirnskasten vor wie einen sehr großen Apothekerschrank mit sehrsehr vielen großen und kleinen Schubladen: für jedes Fachgebiet eine. Bei thematischen Überkreuzungen ist genau vermerkt, in welcher Schublade es weitergeht.
Und dann stell dir vor, dass irgendein Hahnepampel diversen Schubladen Sachen entnommen und sie woanders (oder gar nicht) wieder reingeräumt hat und andere Schubladen herausgezogen und den Inhalt auf den Boden gekippt hat … ja, und ich steh da und gucke ratlos auf das Durcheinander.
Meine einzige Hoffnung ist, dass es im Burn-out genauso aussah und mein Gehirn sich davon erholen und wieder ordnen konnte. Könnte also noch mal klappen.

Ein Gedanke zu „Szygulla szygulla vs. Hölzken & Stöcksken

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