Es gibt Geschenke!

Foto von 2014, Bild von mir.

„Es gibt Geschenke!“ ist der Titel des Bildes. Ich malte es im Juni 2014 bei meiner bisher einzigen Kunstausstellung im Kultshock während der stillen Pausen, wenn gerade niemand sonst da war. Ich persönlich mag ja dieses Rechtgewinkel nicht und erst recht nicht in diesen grellen Farbabständen (andere mögen es „klare Kontraste und nicht so ein Wischiwaschi“ nennen), aber es war bis dahin eine Auftragsmalerei für einen unbekannten Empfänger. Nebst Titel.
Bis der Högschde dann meinte: „Übrigens ist es für dich. Es gibt Geschenke für dich. Solche Geschenke, die du dir schon immer gewünscht hast.“
„Danke! Welche denn?“
„Zeig ich dir später.“

Wenn jedes Viereck ein Geschenkkarton war, kam einiges für mich zusammen. Zum Beispiel das große rote da, könnte das nicht den endlich richtigen Job enthalten? Und das grüne den lang versprochenen eigenen Garten? Und … das blaue da … den Mann fürs Leben?! Auf den wartete ich tatsächlich schon ziemlich lange. Und den Job. Und den Garten, nachdem das Grundstück auf Niederlangenberg verkauft worden war und ich somit keinen Zugriff mehr hatte auf meinen Burnout-Erholungsgarten mit all den Tieren und Wundern und Möglichkeiten.

Es verging ein halbes Jahr.

Weit und breit
kein Job,
kein Mann,
kein Garten.
Obwohl ich wirklich aufmerksam war und nichts dem Zufall überließ.

In einer Predigt im Advent (leider nicht auf der hp der jfrs anzuhören) fragte Ferry zum Abschluss folgende drei Punkte, und gründlich wie ich bin, schrieb ich mit:
werde ich ihn erkennen? (es ging um Jesus, schließlich war Advent)
darf er anders erscheinen als erwartet?
bin ich bereit, mich auf ihn einzulassen?

Ein paar Wochen später fand ich beim Blättern im Notizbuch die Seite wieder (die Loseblattsammlung führte ich erst später ein) und las die Fragen und Jesus ergänzte die zweite Frage:
Dürfen die Geschenke, die ich dir schenken will, anders aussehen als du sie erwartest?
Und ich so, „äh … wie denn, zum Bleistift?“
„Das große gelbe Geschenk da ist der Kigo. Und in der großen hellroten Kiste, mehr quer als hoch, ist die prophetische Malerei. Und das lange gelbe ist dies, das kleine grüne ist jenes, das blaue ganz oben rechts ist soundso …“ Die Liste war lang und ausführlich, in den Geschenken waren so unterschiedliche wie spannende Sachen drin, aber eins hatten sie alle gemeinsam: Nirgends ging es um Jobs, Gärten oder Männer.

Also ich sach ma so, es ist nicht so, dass Gott mir keinen Garten geben wollte. Hat er später gemacht, zu seinem Zeitpunkt.
Und er hat mir auch nen Job mit regelmäßiger mehr Geld gegeben.
Aber keinen Mann.

Er hätte, wenn er gewollt hätte, ganz fix einen aus Lehm formen und ihm den Atem des Lebens in die Nase hauchen können, das hat er schließlich schon mal so gemacht – und wie man ihn kennt, mit ansehnlichem Ergebnis.
Aber er wollte nicht.
Nicht, um mir eins auszuwischen oder um mich zu strafen, weil ich im Jahre X zur Situation Y nicht nach seinem Willen gehandelt, sondern Z getan habe.
Nein:

Er wollte mich für sich alleine haben.
Er hätte mir einfach aus Liebe einen Mann geschenkt, wenn ich mit seinem Geschenk nicht einverstanden gewesen wäre, aber er wusste, dass in unserer Beziehung dann immer noch ein Dritter gewesen wäre.
Und er wollte mich mit niemandem teilen.

Bald danach – ich weiß nicht, wie „bald“ danach – habe ich den leeren Stuhl in meinem Leben endgültig* auf den Sperrmüll geschmissen und an seine Stelle einen schweren Blumenkübel gestellt, damit da auch ja kein Platz mehr ist. Ich hatte keine Lust mehr auf den Mist und das Hin und Her. Und Jesus fing an, seine Prophezeiungen wahr zu machen.

*= die Angelegenheit zog sich über viele Jahre hin, es war ein harter und tränenreicher Kampf mit unendlich vielen Versuchen, dieses blöde Lebensmöbel endlich loszuwerden
– denk dir nur mal, 1996 hatte zuletzt jemand darauf gesessen

Jetzt kann ich sagen: Ich will keinen Mann, ich hab Jesus, der ist mir genug.

Bild hängt immer noch.
Papier ist nachgedunkelt, Farben leicht verblichen. Das weiße in den bunten Vierecken ist der Rest vom Tageslicht.

Ein Geschenk wie kein anderes.

2 Gedanken zu „Es gibt Geschenke!

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